Beiträge zur
Friedbert Kowalsky Forschung |
||
Über die Person Friedbert KowalskyFriedbert Kowalsky wurde im Oktober 1945 geboren. Ob in Meßkirch oder anderswo, ist nicht verbürgt. Seine Mutter, Meta Kowalsky, stammte vermutlich aus der polnischen Stadt Posen, die heute Poznan heißt. Welches Schicksal sie nach Meßkirch verschlug, ist, wie so vieles, das mit Friedbert Kowalsky zu tun hat, bislang noch völlig unbekannt. Da sich in den örtlichen Archiven bis in die siebziger Jahre hinein nicht das Geringste über die Familie finden lässt, ist davon auszugehen, dass Friedberts Kinder- und Jugendzeit ohne Auffälligkeiten verlief. Angemerkt werden muss an dieser Stelle allerdings noch, dass die Suche nach Hinweisen auf einen Vater bisher ohne Ergebnis blieb. Über die Mutter war nur zu erfahren, dass sie viele Jahre lang ihren Lebensunterhalt in einer zu jener Zeit weithin bekannten Heißmangelstube verdient habe, überaus korrekt und reinlich und der Kundschaft gegenüber stets sehr zuvorkommend gewesen sei. Sie muss absolut zurückgezogen gelebt haben, bevor sie Ende der siebziger Jahre starb. Leider ließen sich bis auf das Abschlusszeugnis der Realschule - zu jener Zeit noch Mittelschule genannt - keine anderen Unterlagen ausfindig machen, die Aufschluss über Friedberts Leben als Schüler hätten geben können. Dieses, wie ich Grund habe anzunehmen, wohl nur aus Unachtsamkeit erhalten gebliebene Dokument bescheinigt ihm hervorragende Leistungen; die so genannten Kopfnoten lauten alle miteinander auf "sehr gut". Gewiss hatte er es diesem Zeugnis zu verdanken, dass er nach Ostern 1961 eine Bankkaufsmannslehre in der örtlichen Sparkasse antreten konnte. Einer der Mitarbeiter aus jener Zeit - heute lebt er in einem Heim für Demenzkranke - hatte sich im Sommer 2005 noch an Friedbert erinnern können, da dieser bis zu jenem Ereignis, das ihn so unerwartet aus der Bahn geschlagen habe, der unbestrittene Liebling der Vorgesetzten und Kunden gewesen sei. Konkretere Aussagen als dieses rätselhafte "Ereignis, das ihn aus der Bahn geschlagen habe" waren ihm allerdings schon damals nicht zu entlocken gewesen. Es ist immer das gleiche: Versucht man, irgendwen in der Stadt nach Friedbert oder seiner Mutter zu befragen, steht man vor einer Mauer feindseligen Schweigens. Es kann, darf und muss daher vermutet werden, dass sich die Bürger der Stadt untereinander verschworen haben, um die Aufdeckung des skandalösen Vorgangs, der zur bleibenden Verstörung des jungen Friedbert führte, für alle Zeit zu unterbinden. Die ihn so nachhaltig prägende Begebenheit - sofern überhaupt einmal darüber gesprochen wird, stets verharmlosend "Das Ereignis" genannt - , muss im Frühherbst des Jahres 1968 stattgefunden haben. Dies ist nämlich der Zeitpunkt, ab dem er es verschmähte, weiterhin dem Pfade der Tugend, auf dem er bis dahin absolut trittsicher gewandelt war, zu folgen. Von einem Tag auf den anderen hatte er sich geweigert, auch nur noch ein einziges Mal die Sparkasse zu betreten. Er wusch sich nur noch gelegentlich, schlief überall anders als in seiner eigenen Bettstatt, lungerte tagsüber Rotwein trinkend auf den Parkbänken nahe des Schlosses herum und hatte einen Heidenspaß daran, arglose Passanten mit eigentümlicherweise grammatikalisch makellosen, inhaltlich jedoch völlig sinnfreien Tiraden in Angst und Schrecken zu versetzten; manche wohl auch nur in Verblüffung und Erstaunen. Seinen Lebensunterhalt bestritten hat er bis zu seinem Verschwinden - ein mittlerweile zwangspensionierter (sic!) Mitarbeiter der kreisstädtischen Sozialverwaltung teilte mir dies vorletztes Jahr hinter vorgehaltener Hand mit - von der zwischenzeitlich abgeschafften Sozialhilfe, die er, da aus behördlicher Sicht als wohnungslos geltend, wöchentlich und in bar in den Räumen des Amtes empfangen habe. Ein anscheinend nicht in die Verschwörung eingebundener Bewohner eines etwas abseits gelegenen, aber noch zu Meßkirch gehörenden Weilers hat mir gegenüber (leider war diese Auskunft nur um den Preis von neun Gläsern Weizenbier zu bekommen gewesen) im letzten Oktober eine mindestens ebenso sensationelle wie befremdliche Neuigkeit bekundet: Aus absolut zuverlässiger Quelle wisse er, dass Friedbert in den siebziger Jahren mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten sei. Seine Vergehen seien allerdings von überaus ungewöhnlicher Art gewesen; seinerzeit habe kein Mensch verstanden, was ihn bei diesen seinen Taten umgetrieben habe. Einige Male sei er nämlich des Nachts gewaltsam in innerstädtische Schnellimbiss-Lokale eingedrungen, habe sich aller dort vorhandenen Würste bemächtigt und diese anschließend auf dem Friedhof beerdigt; mit je einem winzigen Kreuz für jede Wurst auf den liebevoll mit Gänseblümchen und Veilchen verzierten Gräbern. Ob ich auf einen Gauner hereingefallen bin, der mir einen Schabernack hat spielen wollen, oder ob ich dieser haarsträubenden Geschichte Glauben schenken darf, ist mir derzeit noch vollkommen unklar. Klar scheint jedoch immerhin zu sein, dass Friedbert Kowalsky zu Anfang der achtziger Jahre spurlos verschwand, und dass sich die Nachforschungen der Behörden bezüglich seines Verbleibs in engen Grenzen hielten. Die Identität desjenigen, der Friedbert Kowalskys handschriftlich verfasste Gedichte in unregelmäßigen Abständen in die Briefkästen regional bekannter Literaturliebhaber wie mir hineinschmuggelt, ist mir ebenso ein Rätsel wie die Beweggründe, die seinem Handeln zugrunde liegen mögen. Mitunter mutmaße ich, es könnte Friedbert Kowalsky - der womöglich unerkannt unter uns lebt und aus irgendeinem Grunde glaubt, sich trotzdem irgendwie bemerkbar machen zu müssen - selber sein. Diese Angaben wurden zusammengetragen und bearbeitet von Reginald Z. aus K. (Der vollständige Name ist dem zuständigen Seiten-Administrator bekannt.) Ein netter Kerl - Tribute to Friedbert KowalskyFreiheit für Friedbert Kowalsky - Das PhotoalbumDurch Anklickung erhalten Sie vergrößerte Photographien:![]() Klein-Bertl im elterlichen Garten in Meßkirch Der Bub soll einmal Fuhrunternehmer werden ![]() Der junge Friedbert, hier vor dem Meßkircher Stadtwald, spart auf sein erstes Motorrad: Eine Herkules soll es sein (Das Photo stammt aus der Zeit kurz bevor ihm das Unglück, das sein Leben veränderte, widerfuhr.) Fotos aus dem Nachlaß Hans Korbmachers ![]() ![]() ![]() ![]()
Da ich seit 1998 in Adelaide, Australien, lebe, habe ich mich von beinahe allem, was ich in den vielen Jahren davor zusammengetragen habe, trennen müssen. Diese fünf Fotografien sind nur deshalb erhalten geblieben, weil sie versehentlich zwischen meine persönlichen Unterlagen geraten waren. Mit mehr kann ich also leider nicht dienen. Hans Korbmacher, Adelaide, Australien ![]() Zum Wohnhaus umgebautes Trafohäusle im Donautal, Heimstatt Friedbert Kowalskys in den 70er(?)-Jahren Photo von Hans Korbmacher, 2007 ![]() Friedbert's Heim Photo von Hans Korbmacher, 2009 |
||
|