Inseln des Glücks Kühe mit trauernden Augen Grünbraune Weide im Mittagslicht Nachmittagsgebet Ausgefranste Ampferbüschel, verschmäht von Tier und Mensch Inseln gleich - Verlorene Inseln des Glücks Raschelt das Blatt in der Abendkühle Schwingt sich die Amsel empor Die Ampferbüschel zerfranst Nur die Kühe versuchen die Fliegen zu vertreiben Nur ein Augenblick in Frenkenbach Klaglos |
Landschaft Am Ende der Sommer Am Ende der Straße Landschaft angedeutet Landwirtschaft An der Biegung des Grabens Wo die gelbe Schwertlilie blüht dort biege ab Bald wird es zu spät sein Achtlos zerdrückt Audi Fallobst auch Kleinsäuger Autoreifen Kühe stehen liegen Enten Zerfressen welkt Sauerampfer am Bach Abschied Oh mein Frenkenbach! Es gibt kein Entrinnen Wenn der Regen näher kommt Schweigen Indigo |
Synergien Am Waldrand ein Pferd Hoch zu Roß und träumend Fragen Sind Roß und Reiter benannt? Dingfest gemacht? Hochtrabend Herbst im Walser'schen Sinne Herbst des Lebens in der Abendluft Scharrende Ziegen blöken Zagen blähende Nüstern Zart blühende Akeleien zitternd im Lufthauch So zerbrechlich Hinfällig zitternd Und betroffen Synergien Zeppeline über dem Affenberg Ratlos dreinblickende Affen winkende Fluggäste Feuer Wasser Wildheit in deinem Blick Schmal und unverblümt Früher oder später werden Frauen die Äste herunterbrechen Früher oder später Wird es zu spät sein Erstarrende Wärme Nur das Flimmern der Schmeißfliegen Stille dröhnt indigoblau in den Augen Während alle das Endspiel erwarten Welkende Ampferbüschel auch hier Still und zerfressen, die Stengel im rötlichen Wiederschein Hohl und unverbraucht Warten Stuhl von Kuh und Pferd Achtlos auf der Straße Muss umgangen sein Vergänglichkeit Vereinzelt Landschaft Sonderkulturen Zwischenlager Endlagerung Sinnlos und kalt Obst von Herbiziden zerfressen Zerfressen auch Ampferbüschel Ausgerissene Stauden welk und träge Menschheitsgeißel Landwirtschaft Gurken vom Vorjahr Verlust Betroffenheit Laub modert im Forst Der Frost wird kommen Kinder verharren reglos Wissende Lippen Zahnlose Greise, stochernd Zahllose Sendemasten Träufeln Informationen ins nasse Gras Hunger tötet 100.000 täglich Schlagzeilen im Netz auch hier Funkverbindungen Bericht vom PhilatelistInnenkongreß Kongreßfolgen Nachrichten Ansetzungen Wenn alle Irrtümer verbraucht sind Bleibt als letztes das Wissen Glockengeläut schallt von St. Nimmerlein herüber Aus Handgeräten dringt Led Zeppelin Musik Whole Lotta Love Moos leuchtet an Vogelhäusern Lächelt zwischen Flechten Hunger Inseln gleich Ampferbüschel auf der Weide Frenkenbach Die Nacht bricht herein |
Finale Synopse Wo die gelbe Schwertlilie blüht Verlieren sich bleiern Sicherheitslücken Synergiearbeit Rauch steigt auf aus Häusern am Gehrenberg Brandopfer auf dem Altar des Neoliberalismus Schlafende Hunde im Neonlicht Am Ohr das Ticken der Totenuhr Wenn alle Informationen verbraucht sind Bleibt als letztes der Irrtum übrig Blühender Borretsch im Bauerngarten Nickende Akeleien im Zwielicht Abgeknickte Ampferstengel rötlich schimmernd Blutend Innen von Würmern zerfressen Endkontrolle Studienräte lehnen am Haag, selbstgefällig Wo ist der alte Mann mit dem wallenden Haar? Trauernde Blicke Ziellos Synopsen Indigo |
Trauerarbeit (für Martin Walser) Wenn der schwarze Milan kreist Metamorphosen Brennende Rhönräder am Horizont Fanale Welkende Rhönräder Gehrenberg mit Trauerrand In der St. Oswald-Klinik flackert Licht auf Sekunden nur Sorge dich nicht! Indigo der See Lädine verloren im gläsernen Dunst Spiegelungen Frösche plärren sinnlos Blähende Schallblasen Blaue Stunde Stereotyp Aberwitz der Wortkaskaden Katarakte wie Donnergrollen Zerstörerisches Werk der Jahreszeiten Handgeräte in Frenkenbach Glanz des Niedergangs Eine Gruppe jugendlicher Trittbrettfahrer Vier vielleicht fünf Fliehenden Pferden gleich Kommt dem Bachlauf folgend den Frenkenberg herab Wo die gelbe Schwertlilie blüht Einige der Bretter quietschen, fassen kaum Tritt Sie bräuchten Öl Wie Öl senkt sich Dämmerung Verliert sich bleiern Ölig Betriebswirte kritzeln Notizen Fertigen Skizzen an Gewißheit Elektronengehirne summen unhörbar Sicherheitslücken wurden entdeckt Luftdicht versiegelt Zug um Zug Logistik Informatiker berechnen Projekte Profile Projektile Atomarer Schlagabtausch Menschenrechtsverletzungen Millionen von Ingenieuren unermüdlich Sorgen für Sonnenaufgang Sonnenuntergang täglich Sorgsam pflichtbewußt Räderwerk pausenlos John Entwistle ist tot Nie wieder wird er zum Baß greifen Won't get fooled again Kein Regen fällt in Las Vegas Kein Nebel Wüste Portal der Endlichkeit Der Mond hält Hof Elegie Pferde auf dem Apfelweg Mähnen im Wind trauernde Blicke Glocken grüßen von St. Otmar herüber Unverputzte Feldsteine Romanischer Stil Massiger Turm auf Moränenrücken Mauerwerk Fischgrätartige Bänder Ewigkeit Ja Herr Pfarrer Äpfel Pflaumen Kirschen Wilde Mirabellen Edelbrände Eichelhäher mit indigoblauen Schwingen Reue Gegenrisse im Plan Betende Nonnen aus dem nahe gelegenen Kloster Sießen Wallfahrt zum St. Zeppelin Grüß Gott mit hellem Klang! Abgeknickte Ampferstengel in der Abendfeuchte Rötlich schimmernd zerfressen die Blätter Klatschmohn Blütenblätter hinfällig am Wegrand zerstreut Frenkenbach mon amour! |
Den Kindern von Frenkenbach Carpe diem! Ihr habt die Erde nur von uns geliehen Macht unsere schöne Welt nicht kaputt Eure Abgase verschmutzen die Luft Sie töten unsere Wälder Immer mehr grüne Wiesen verschwinden unter Asphalt Wir und die Tiere können dann nicht mehr spielen Carpe diem! Unsere Freunde auf den Inseln im Meer verlieren ihr zu Hause Weil es immer wärmer wird Steigender Meeresspiegel Andere Kinder sterben vor Hunger Kein Regen und die Früchte auf den Feldern verdorren Ich hab schon ganz viel geweint Eure Autos produzieren Treibstoffgase Sichtbare Klimaveränderung jetzt schon Wehrt euch, leistet Widerstand Carpe diem! Eure Autos und Handys verschwenden knappe Rohstoffe Wie Erdöl Die Jahrmillionen zur Erneuerung benötigen Parksuchverkehr in Frenkenbach Es gibt in Deutschland so viele schöne Autobahnen Autofahrer! Warum ausgerechnet nach Frenkenbach? Wer sich nicht wehrt lebt verkehrt! Würdet ihr endlich einsehen Daß das alles gar nicht nötig ist Daß ihr statt mit dem Auto vieles zu Fuß Mit dem Fahrrad Mit dem Bus oder mit der Bahn erledigen könnt Und die Bahn verstaatlichen könnt Statt allein im Auto zu sitzen Fahrgemeinschaften Dann würdet ihr einen wichtigen Beitrag Für unsere Zukunft leisten In Frenkenbach und anderswo Schönen Gruß eure Gören Frenkenbach ist überall! |
Ein netter Kerl (für Friedbert Kowalsky) Ach Friedbert Du armer Hund Der Nordwind bläst von der Albhochfläche Dürres Laub herüber Das nun über den Friedhof tänzelt Bucklige schwarze Weiber in Grüppchen Wie Totenvögel Mit Kopftüchern Kein Blumenschmuck Kein Windlicht in stürmischer Nacht Kein Dachshund, der die Wache hält Einsam und treu Dabei warst Du immer nett Freundlicher als die meisten im kleinen Ort Welches einschneidende Ereignis Hat Dich aus der Bahn geworfen? Was ist im Stadtpark geschehen? In der Menninger Sparkasse? Damals Ließ Leberzirrhosen wachsen In der alten Meßkircher Blechnerei sind die Maschinen verstummt Für immer Nur im Schlachthof in der Heideggergasse brennt noch Licht Scheint zeitweise auf scheinbar fettig seiende Wurst In den Gestellen Wenn alle Flaschen geleert sind Bleibt als letztes das Schweigen Requiescas in pace Denn selig sind die Friedbertigen So steht es geschrieben An irgendwas muß man sich doch Halten können Friedbert Kowalsky Mauszeichnung von Richard Molke, 2008 |
Weiden am Ried (7. Juli 2005) Schafe in Halbtrauer Mädesüß und Kunigundenkraut säumen Ränder Korbblütler in sumpfigem Gelände Weiden trauern an Stegen Schafe erwarten weidend den Abend Den Tod Wissende mit ernsten Blicken Rittersporn und Lupinen am Hag Woher kommt das Feuerwehrauto? Rot und glänzend In der brütenden Nachmittagssonne Der Sauerampfer steht heuer prächtig Nachbarn hämmern meißeln decken Dächer Vom nahen Dorf läutet das Totenglöcklein herüber Wird das Brennmaterial reichen? Schwarzpappeln sollen gepflanzt werden Aus der Familie der Weidengewächse Schlank und schnellwüchsig Nach dem Regen wird der Winter kommen Sorgen zerfurchen wettergegerbte Gesichter Rittersporn dürfe nach Foerster nur blau sein Betroffenheit Ernst schaut die Ziege Ernst schaut die EselIn Ernst schaut der Wald Nicken Wipfel hinüber zum Ried Zum morastigen Graben Wo sich der Sommer zum Abschied rüstet Ein Falter tänzelt am duftenden Hain Traumverloren Nie wieder wird es so sein Ein Moment nur Die Feuerwehrmänner löschen den Durst In Frenkenbach Vorläufig |
Beethovenelegie Anmerkungen der AutorIn zur Beethovenelegie Die Beethovenelegie ist die weltweit erste Elegie ohne Worte und Versmaß. Bewußt wurde hier auch auf Typographie, Interpunktion, Zeilenumbrüche und neue deutsche Rechtschreibung verzichtet. Lassen Sie dieses Werk in seiner schlichten Stille und unumwundenen Knappheit auf sich wirken, atmen Sie die Ruhe ein, genießen Sie das Gedicht - gleichsam wie eine Äolsharfe oder die verhaltene, kontemplative Kraft der Neuntenvonbeethoven (oder wer's kräftiger mag: wie eine Dampforgel). Wort- und intonationslose Elegien gibt es bislang nur in Frenkenbach. E.v.S. |
Herrenlose Damenjacke Modell Michaela (22. Juli 2005) Alle wollen reden Keiner will hören Alle wollen schreiben Keiner will lesen Alle wollen geben Keiner will nehmen Die Bedienung nimmt Die Bestellungen auf Eine herrenlose Damenjacke Hängt am Haken Modell Michaela Indigo Seit geraumer Zeit schon In Frenkenbach Vergessen Dieses Gedicht, an dem ich über ein Jahr gearbeitet habe, widme ich den Näherinnen dieser Welt, die zum großen Teil unter unmenschlichen Bedingungen für Hungerlöhne unsere Jacken nähen müssen. Liebe Grüße, Eure Elvira von Seydlitz |
Einige LeserInnen beklagten sich bei mir, dass dieses Gedicht durch die Verwendung des Begriffs "Negeraufstand" diskriminierend, rassistisch und politisch nicht korrekt sei. Deshalb und weil einige Passagen der Cubanischen Elegie möglicherweise Insiderwissen bzw. "SeniorenInnenwissen" :-) voraussetzen, bei dessen Fehlen es zu Mißverständnissen kommen könnte, hier einige
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Weg mit Rassismus, Unterdrückung und Ausbeutung! Eure Elvira von Seydlitz |
Montag im Stollen gewidmet den Bergleuten und allen Erniedrigten und Beleidigten Glückauf! Doppelverglaster Stolleneingang doppelgrau Besonders montags Verschluckt Lebewesen mit grauen Gesichtern Saugt sie ein will sie schwärzen gefügig machen Morgentrauer manchmal Dunkelheit Sie verlassen jetzt den demokratischen Sektor Diktatur der Normalität Diktatur der Vernunft Oder besser "Vernunft" Die Freiheit ist an der Garderobe abzugeben Der Fahrschacht öffnet sich Einfahrt nach oben Einige nehmen die Treppe Gesund bleiben durchhalten Zweiter Stock alles aussteigen Ab in den Stollen Kohle machen Endstation für manche Graue Gestalten später schwarz Mit müden Stellen im Gesicht Bereit zum Abbau der Rückstände der Termine der Überstunden Bereit zum Freischaufeln wichtiger Prioritäten Wichte wuseln mit gewichtigen Mienen durch die Mine Nicht unbedingt Bösewichte Gibt es eigentlich auch Gutwichte? Arbeiten sich vorwärts Oder aufwärts? Trauerarbeit Wo seid ihr nickenden Akeleien Kunigundenkraut und Sauerampferstengel Frenkenbach ist weit Aktienkurse steigen ungerührt Über Gräber pfeift der Wind Einsatzbesprechung Festlegung des neuen Hauptabbaugebiets des Fördervolumens Wichtige Expansion Innovation Motivation Dringlichkeit Extrem hohe Dringlichkeit Ingenieure unermüdlich halten das Räderwerk in Gang Funktionieren Lassen funktionieren Sorgen zuverlässig für reibungslose Abläufe Systeme Dass der Strom fließt Züge fahren Präzision Sorgen dafür dass jeden Morgen pünktlich die Sonne aufgeht Und abends relativ pünktlich wieder unter Fehlertoleranz allerhöchstens 4 Prozent Herausforderungen Lösungen Neue Herausforderungen Annehmen Jasagen Sägespuren an den Sprossen der Leiter Nach oben Obrigkeit Tür zum Erfolg Geschlossenheit Teamgeist Einsatz Vorauseilender Gehorsam Pläne Taktiken Projekte Zielvorgaben Fixpunkte Wissenschaft Hektisch gerötete Wangen funkelnde Brillengläser Schnappen nach Beifall Wichtigkeit Sehr hohe Wichtigkeit Und müssen Immer wieder müssen Wenn alle Eitelkeiten verbraucht sind Bleibt als letztes die Leere Das Leben ist schneller aber nicht schöner geworden Grünpflanzen in Halbtrauer Sehet ihr nicht die Grünlilien auf dem Felde In der Ecke blüht eine späte Neurose Schau nur die Leberzirrhose hat einen Ableger bekommen Kaffeepause Schwarze Milch des Todes Wir trinken dich morgens Wir trinken dich mittags Wir trinken dich nachmittags Das Klo ist schon wieder besetzt Scheiße Wenn alle Cigaretten geraucht sind Bleibt als letztes die leere Schachtel Langeweile Witze Mensch Kerl bist du schwarz im Gesicht! Lachen Eine kümmerige Schwester verteilt eine Runde Scherzkekse Spass muss sein Sonst geht keiner mit bei der Beerdigung Die Lage ist hoffnungslos Aber nicht ernst Feierabend Der Stollen entlässt seine Kinder Für heute Grubenlampen erlöschen Müde Gestalten mit schwarzen Gesichtern Werden vom Förderkorb Ausgekotzt Kommst du mit auf ein Bier Muss noch in die Stadt Wo die bunten Tücher wohnen Jeden Montag halb sieben Nicht Brötchen mit Quark - Solidarität macht stark Befreiung Ballast abwerfen Heilandsack Erleichterung Manchmal sogar Heiterkeit Marschpausen auf der Wanderung durch die Normalität Die auf dem Friedhof endet Unsere Leichen leben noch Normal ist das nicht Ist die Kohle auf dem Konto Knappheit nach Abzug der Knappschaftsbeiträge Doch zufrieden leuchtet das Weiße im Auge Der schwarzen Gesichter An jedem Ersten Im Stollen Von irgendwas muss der Mensch ja leben Carpe diem Kostenlose Zugabe: Ob Sonnenschein, ob Sternenfunkel Im Stollen ist es immer dunkel "Wenn ich was schnell machen muss, macht es keinen Spaß mehr." Elvira von Seydlitz |
Elegie für einen alternden Musiker Bei Grashüpfern und Heupferden Habe ich immer das Gefühl Ich müsse sie mit Sie anreden: Herr Schreckle Herr Wunderlich Oder Herr Borchardt Sie schauen so ernsthaft Trotz ihrer grünen Farbe Fast ein wenig verdrießlich Als ob sie erst ihren Gram überwinden müßten Bevor sie sich mit großem Ernst daran machen Eine Kürbisblüte zu verspeisen Oder ein Blatt Mit der ihnen eigenen Bedächtigkeit Herr Borchardt besucht mich Ab und zu auf der Veranda Wolfgang heißt er mit Vornamen Herr Borchardt hat nur einen Fühler Ein Unfall vermute ich Herr Borchardt spricht nicht darüber Er spricht überhaupt nicht viel Eigentlich garnicht Als ich ihn wieder einmal Neben mir sitzen sah Auf einer Kürbisranke Schweigend Mit seinem alten Gesicht (Meditiert er?) Sagte ich zu ihm: Herr Borchardt Ich erzähle Ihnen jetzt einen Witz Ich wählte den Spinatwitz Also wo ein Mann auf eine Party kommt etc. Nach Oploh dürfe eine Elegie nicht heiter sein Aber Herr Borchardt hat gelacht Und dann seine Geige rausgeholt Und musiziert Bei Regen Bis in die Dunkelheit In Frenkenbach Die Zulassung von Spinatwitzen in Elegien wurde bereits beim internationalen Germanistenforum beantragt. E.v.S. |
Schlaflos in Frenkenbach geschrieben am 2. Januar 2018 in windstiller Vollmondnacht Die Jahre werden kürzer Die Monate werden kürzer Die Wochen werden kürzer Die Tage werden kürzer Ettenzetteren hätte Ernst Jandl geschrieben Wenn er noch lebte Und Goethe ist auch schon tot Ebenso France Gall Verdorrte Bäume Trauerweiden im Winter Kahles Geäst im Winter Schwarzpappeln im Winter Der nächste Winter wird hart Die Indianer sammeln Brennholz wie blöde Klammheimlich ängstliche Blicke zum grauen Himmel Klagend Man kann garnicht genug klagen Oh namenloses Elend Ich klage bis zur letzten Instanz Ich bin schon ganz heiser vom vielen Klagen Alle sind gestorben Leichen säumen unsern Weg Es gibt kaum Überlebende Au weia Alle sind tot und klagend vergangen So ertönt mein Klagelied Ohne jemals Gnade zu finden Trostlos in Frenkenbach Narzissen welken Oh ihr beklagenswerten Hahnenfußgewächse Höret mein Zetern Welch dräuend Ungemach Mir ist zum Heulen Schluchz hader grummel So klagt mein Lied auf hohem Niveau Tod und Verderbnis Verwesung und Zerwürfnis Siechtum Oh weh oh weh oh weh Gnadenlos sinnlos In Frenkenbach Wenn alle Elegien verbraucht sind Bleibt als letztes die Allergie Aber wenn ihr brav seid Schreibe ich euch morgen eine neue Elegie Den Rucksack voller Steine Steine im Wind Wer von euch ohne Schulden ist Der werfe den ersten Stein Vergangenheit Episoden und immer wieder Episoden Windstille Flaute der Stärke minus eins Also kurz vor der Implosion Epizentrum Frenkenbach Sagt der Wetterbericht Warten auf den Sturm Der nicht kommt Auf die Befreiung Die nicht kommt Die letzte Kerze ist erloschen Weh mir Armen Niemand hat Erbarmen Ogottogott ich armes Würstchen Oh heiliger Scheibenkleister Erhöre mein Klagen Weh und Ach Hust Keuch Röchel Tränen fließen ohn' Unterlass Und das schlimmste kommt noch: Die Märkte werden nervös Vom Frenkenbacher Friedhof Schallt das Totenglöcklein herüber Die Lage ist hoffnungslos Aber nicht ernst Und nun ist die Geschichte aus Und alle Leute geh'n nach Haus Und wenn sie nicht gestorben sind Dann sterben sie noch heute Epilog In der Ferne bellt ein Hund Klagend Irgendwo bei Frenkenbach Jetzt hat er aufgehört Stille Windstille Diese Elegie hat nach den Richtlinien des internationalen Germanistenverbands die Klagestufe 3 (höchste Stufe). |
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